1. Kostenlose Kastrationen gegen Kummer

    Tierleid lindern: Land fördert niedersachsenweite Aktion mit 200.000 Euro / Wilde Katzen einfangen und kastrieren

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    LANDKREIS (jl). Sie haben keine Besitzer und vermehren sich rasant: unkastrierte verwilderte Hauskatzen. Bis zu zweimal pro Jahr können sie sieben Junge bekommen. Einige Tierheime haben sie gar in den Konkurs getrieben. Hoffnungslos überfüllt und finanziell ausgeschöpft mussten sie vor diesem unkontrollierbaren Problem kapitulieren. Jetzt gibt es Schützenhilfe vom Land. Seit Montag läuft eine niedersachsenweite Kastrationsaktion, die die Landesbeauftragte für Tierschutz gemeinsam mit der Tierärztekammer, dem Bund praktizierender Tierärzte und zwei Tierschutzorganisationen initiiert hat. Damit soll dem wachsenden Katzenelend begegnet werden. "Die Katzen sind oftmals abgemagert und scheu, leiden unter Wurmbefall, Parasiten und Verletzungen durch Rangkämpfe", zitiert das Ministerium die Tierschutzbeauftragte Michaela Dämmrich. Bis zum 15. März sollen rund 2600 obdachlose Katzen - die keinem Besitzer zuzuordnen sind - kastriert, gekennzeichnet und registriert werden. Das Agrarministerium fördert das Projekt mit 200.000 Euro. Der Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes sowie dessen Bundesverband und Tasso stocken den Fonds mit jeweils 15.000 Euro auf. Die beteiligten Tiermediziner spenden pro Behandlung 25 Euro. Eine, die sofort alle erforderlichen Akteure zusammengetrommelt hat, ist Jutta Schneider vom Tierschutzverein Rodenberg/Bad Nenndorf: "Wir wollen dieses heikle Thema angehen, um die Populationen weiter einzudämmen." Bereits seit vielen Jahren und verstärkt seit 2012, als alleine 115 Fundkatzen die Tierauffangstation überschwemmten, kämpfen die hiesigen Tierschützer gegen die unkontrollierte Vermehrung. Mit ins Boot haben sie die beiden für sie zuständigen Kommunen geholt. Die loben die Aktion und sichern ihre Unterstützung zu. "Dem stellen wir uns gemeinsam", sagt Jörg Döpke von der Rodenberger Verwaltungsseite und dankt den Tierschützern für ihren Einsatz. Mehr noch: "Aus den Ergebnissen der Aktion heraus wollen wir weiter über die Kastrationspflicht beraten." Die gibt es in der Samtgemeinde bisher noch nicht. Anders in Nenndorf. Dort gilt sie seit Ende 2014. Verwaltungschef Mike Schmidt verspricht, dass im Aktionsraum verstärkt herrenlose Katzen gemeldet werden sollen: "Wir sehen es als grundsätzliches Problem, wenn Katzen, ob herrenlos oder mit Freigang, nicht kastriert sind." Die Ungewissheit, wie schnell der Fördertopf leer ist, treibt Jutta Schneider jedoch auch Sorgenfalten auf die Stirn. Auch die Tatsache, dass Privatpersonen, die Futterstellen freilebender Katzen betreuen, die unkastrierten zum Tierarzt bringen dürften. Das hält Schneider für nicht praktikabel: "Wie soll ein Otto-Normalverbraucher scheue wilde Katzen einfangen? Die Gerätschaften hat nur der Tierschutz." Die Arbeit hätten also letztlich die mitmachenden ortsansässigen Tierärzte und Vereine. Erstere müssen sich um die Kostenerstattung bei der Tierärztekammer kümmern. Letztere müssen die Streuner einfangen und nach dem Eingriff versorgen, ehe sie sie wieder an ihrer Fundstelle aussetzen - es sei denn eine Vermittlung ist möglich. Wer um eine Population weiß, den bittet Schneider, sich beim Tierschutz oder den Kommunen zu melden. Der Wermutstropfen: Bei geschätzten 200.000 wilden Hauskatzen allein in Niedersachsen nimmt die Aktion nur ein Hindernis auf einem noch langen Hürdenlauf. Foto: jl/Symbolbild

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