1. Karl Marx, Willy Brandt, das Klinikum und die GroKo

    Hochkarätige Namen und Themen beim Neujahrsempfang der Lindhorster SPD / Erwin Martin erhält Gedenkmedaille

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    SAMTGEMEINDE LINDHORST (bt). Ein gut gelaunter Pastor setzte den Schlusspunkt unter fast zwei Stunden Neujahrsempfang des SPD-Samtgemeindeverbandes im Dorfgemeinschaftshaus Hof Gümmer. Augenzwinkernd und humorvoll erinnerte Wilfried Vauth die Genossen und ihre Gäste an Karl Marx, der vor 200 Jahren geboren wurde. Dieser sei zwar kein Gründungsvater der Sozialdemokratischen Partei gewesen, aber so etwas wie Ideenlieferant für die politische Analysefähigkeit der Genossen - heutzutage wieder hochaktuell, aber auch hochumstritten. Mit Blick auf die Großwetterlage der bundesdeutschen Politik sprach der Kirchenmann der "alten Tante SPD" Mut zu. Die Partei solle selbstbewusst und fröhlich die Werte vertreten, die man als SPD hoch halte und wofür man sich einsetze. Frisch aus Berlin angereist bewertete die Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers die Ergebnisse der Sondierung zwischen CDU/CSU und SPD zur möglichen Bildung einer Großen Koalition(GroKo). Völlers sitzt mittlerweile als Nachrückerin für die SPD im Parlament. Sie berichtete von "Bauchschmerzen", die sie bei der Sichtung der Ergebnisse gehabt habe. Das Ergebnis sei "kein Traum für die Sozialdemokraten", es handele sich um einen Kompromiss. "Bei Koalitionsverhandlungen bekommt nicht jeder das, was er haben will", führte sie aus. "Aber was ist die Alternative?" stellte sie als Frage in den Raum. Bei der demnächst zu erwartenden Abstimmung der Parteimitglieder über die Teilnahme der SPD an einer GroKo müsse jedes Mitglied für sich Für und Wider abwägen und die von ihm getroffene Entscheidung vertreten. Völlers kündigte zeitnah ein Zusammentreffen der Schaumburger SPD-Mitglieder an. Bei einer Aussprache sollen die Genossen Gelegenheit haben, ihre Standpunkte zum weiteren Handeln der Partei deutlich zu machen. Für die SPD gelte es, nicht zur alten GroKo zurückzukehren, sondern sich zu erneuern. "Sollten Neuwahlen kommen", so die Abgeordnete, "dann beugen wir uns dem Mitgliedervotum". In einem rund dreißigminütigen Beitrag warf Landrat Jörg Farr als Gastredner einen Blick auf Zurückliegendes und Zukünftiges aus der Sicht der Landkreisverwaltung. Das "Highlight" des vergangenen Jahres ist für ihn die Einweihung des neuen Klinikums Schaumburg. Dieses biete "konkrete Vorteile für uns als Patienten" und sei mit seinem verbesserten medizinischen Angebot etwas Besonderes, so der Landrat. Beispielhaft nannt Farr hier eine neu entstehende "Stroke Unit" für Schlaganfallpatienten, ein hochmodernes Gerät der Magnetresonanztomographie (MRT), den Aufbau einer Neurologie und ein hochmodern ausgestattetes Labor. "Medizin hat damit eine Zukunft im Schaumburger Land" hob er hervor und wies darauf hin, dass mit der Fertigstellung der Klinik wieder Mediziner für den ländlichen Raum gewonnen werden könnten. Um die Klinik erreichen zu können, habe man individuelle Lösungen bis hin zum Anrufsammeltaxi gefunden. Im Bereich des breit gefächerten Bildungsangebots im Landkreis habe die Verwaltung in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft und der Industrie- und Handelskammer mit dem Pilotprojekt "Ausbildungsgarantie" erfolgreich die Berufsorientierung an Schulen ausgebaut. Farr berichtete von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung im Kreis. Davon zeugten ein Mehr von 7.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen, ein deutlicher Anstieg der Gewerbesteuereinnahmen und schließlich der Rückgang der Arbeitslosigkeit. Für ihn steht fest, dass Schaumburg immer dann stark ist, "wenn wir selbst entscheiden können". Dies sei jedoch nicht der Fall bei den seit vielen Jahren laufenden Verhandlungen zur Ausdehnung des Großraumverkehrs auf der Schiene. Hier gehe es um Geld, hier seien sieben unterschiedliche Verkehrsunternehmen mit unterschiedlichen Interessen beteiligt und die Gespräche gestalteten sich schwierig. Ob und wann es eine Entscheidung gebe, könne er im Moment nicht sagen. Das nötige Geld habe der Landkreis bereitgestellt. Für Samtgemeindebürgermeister Andreas Günther ist das von zahlreichen Bürgern ausgeübte Ehrenamt "die 4. Säule der Sozialstaatlichkeit". Günther führte hier beispielhaft einen gelungenen, gemeinschaftlich ausgerichteten Weihnachtsmarkt sowie die vielen Verbände und Vereine an, deren Mitglieder ehrenamtlich tätig sind. Sie alle in so großem Maß zu haben, so der Bürgermeister, "ist ein Geschenk, das wir gerne annehmen." Bezahlbaren Wohnraum bereitzuhalten, ist für die Vorsitzende des Samtgemeindeverbandes, Cerstin Bayer, von Wichtigkeit. Sie wünscht sich darüber hinaus mehr finanzielle Unterstützung für die Kinderbetreuung. Schließlich lüftete sie noch das Geheimnis um die von ihr zu Beginn angekündigte Überraschung. Bayer zeichnete Erwin Martin, ihren Vorgänger im Amt des Vorsitzenden, mit der Willy - Brandt - Gedenkmedaille aus. In ihrer Würdigung verwies sie auf die besonderen Verdienste, die sich Martin im Wirken für die SPD und die Bürger erworben habe. Foto: bt

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