1. Aus einer Generation: Kronenwerke

    Von Bier und Streichfett – oder: Wie alles begann / Die Geschichte des Geländes hinter dem Bahnhof

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    BÜCKEBURG (wa). Es ist das Areal direkt hinter dem Bückeburger Bahnhof. Dort wo sich Freidenker, Schrauber, Musiker, Partyenthusiasten, Headbanger, ja, Menschen jeglicher Couleur seit Jahren einen Lebensraum teilen. Und alles begann mit Bier. Kai Bredthauer zieht ein Buch aus dem Regal und schlägt es auf. "Hier", sagt er und hält ein zerknittertes, vergilbtes Stück Papier in den Händen. Es ist ein altes Verpackungspapier "Die gute Bückeburger" steht drauf. Margarine hergestellt von der Firma Kronenwerke Bückeburg. Das er dieses Papier in Erinnerung behalten kann, ist seinem Job geschuldet. Gemeinsam mit Nachbar Jan Feldkötter arbeitete er vor ein paar Jahren auf einer Baustelle im Bückeburger Villenviertel. Als Zimmermann war er an den alten Balken beschäftigt und wie es eine Fügung wollte, fand er zwischen diesen Balken zwei der alten Verpackungspapiere. Seit 2009 lebt der 30-Jährige in der ehemaligen sogenannten Betriebsleiter-Villa auf dem Kronenwerke-Gelände. Mit Feldkötter gehört er der neuesten Generation der Kronenwerke GbR an, die sich gemeinsam um die stetige Instandhaltung des Geländes kümmert. Wenn die beiden heute ihr Feierabendbier aufploppen lassen, dann hat das jedes Mal auch etwas Historisches. 1907 war die offizielle Eröffnung des Geländes als Brauerei: Die "Kronen-Brauerei zu Bückeburg GmbH" sorgte auch für den noch heute genutzten Namen Kronenwerke. Zu dieser Zeit nahm die Bierproduktion so richtig Fahrt auf und das Gelände abseits der Innenstadt bot mit ihren unterirdischen Kellerräumen Lagermöglichkeiten für bis zu 260.000 Liter Bier. Aus zwei angelegten Brunnen konnten pro Stunde etwa 25 Kubikmeter Wasser für die Produktion abgepumpt werden. Ein Jahr später durften sich Wirte und Bierhändler aus Bückeburg und Umgebung die Brauerei ansehen und vom Geschmack des Bieres überzeugen. Doch bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs blieben die Bierfässer leer und die Kronenwerke GmbH fing an, ihre Produktion auf Lebensmittel umzustellen. Von 1921 an lautete die offizielle Bezeichnung nun "Kronenwerke Margarinefabrik". Doch auch diese Produktion konnte sich nach anfänglich großem Erfolg nicht halten. Der Zweite Weltkrieg klopfte an und die benötigten Rohstoffe wie Kokosöl und Sojaöl konnten nicht mehr aus den jeweiligen Ländern importiert werden. Die Kronenwerke mussten schließen. Etwas später nutzten dann der Hannoversche Schokoladenhersteller Sprengel und eine Breme r Spirituosenfirma die stillgelegten Hallen. Kurz bevor die Alliierten einmarschierten, so erzählt man sich heute noch, soll es in Bückeburg einen Aufruf gegeben haben, dass jeder Bürger so viel Schnaps wie er konnte mit nach Hause nehmen durfte. Die Restflaschen wurden in den umliegenden Bächen entsorgt - die Stadt solle nach dieser Aktion wochenlang nach Alkohol gestunken haben. Nach einer kurzen Episode des Pharmazeuten Schering, der Impfstoffe in den Kronenwerken herstellen ließ, wurde 1948 erneut die Margarineproduktion aufgenommen. Doch sechs Jahre später war Schluss: Die Kronenwerke GmbH wurde an die Bückeburger An- und Verkaufsgenossenschaft für Landwirtschaft verkauft, die wiederum später in die Raiffeisengenossenschaft überging. Aus dieser Nutzung bis zum Jahr 2000 ging auch der in der Szene bekannte Name "Raiff" hervor. 2001 fand sich die erste Generation an Individualisten und Idealisten, die im Kronenwerke-Areal Potenzial sah: Clemens Kopka und Maik Timpe beide eingefleischte Handwerker, kauften das Gelände der Raiffeisengenossenschaft ab. "Viele haben uns damals für komplett irre gehalten", erinnert sich Maik Timpe. Auch er hatte anfangs seine Zweifel, da die "Raiffeisen das Gelände ziemlich ausgebeutet hatte und ein enormer Reparaturstau entstanden war", erzählt er. Timpe und Kopka ließen sich aber nicht entmutigen. Sie hatten eine Vision. Wie es auf dem Kronenwerke-Gelände weiter ging, lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben. Foto: wa

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