1. Die Altersarmut steigt immer weiter

    25 Prozent mehr Bezieher von "Alters-Hartz-IV" / Frauen geraten schneller in die Armutsfalle als Männer

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    LANDKREIS (jb). Altersarmut auf dem Vormarsch: Die Zahl der Menschen, die im Landkreis Schaumburg neben ihrer Rente auf Grundsicherung angewiesen sind, ist in den vergangenen zehn Jahren um 25 Prozent gestiegen. 1.929 Bezieher von "Alters-Hartz-IV" zählte der Landkreis zuletzt. Das teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nach Angaben des Statistischen Landesamts mit. Als Grund wird der demografische Wandel genannt. NGG-Geschäftsführerin Claudia Tiedge nennt die Zahlen einen "Weckruf" und fordert einen Kurswechsel in der Rentenpolitik. "Zwar ist die Rentenkasse so gut gefüllt wie lange nicht, aber Geringverdiener profitieren kaum von der nächsten Erhöhung", so Tiedge. Gerade Frauen und Alleinerziehenden bleibe trotz vieler Arbeitsjahre der Gang zum Sozialamt häufig nicht erspart, sie seien deutlich mehr von der Grundsicherung abhängig. Auch die Tafeln werden häufiger von älteren Menschen angesteuert. Selbst wenn man immer gut im Leben stand und die nötigen Mittel besaß: Mit der zu kleinen Rente kämen viele nicht zurecht. Verschärfen dürfte sich die Lage in den nächsten zwei Jahrzehnten: Nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung wird das Armutsrisiko besonders für die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre ansteigen - von aktuell 15 auf 20 Prozent im Jahr 2036. Als armutsgefährdet gilt ein Rentner, dessen Netto-Einkommen unter 958 Euro monatlich liegt. Die NGG Hannover plädiert deswegen für eine Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung. "Das Rentenniveau, also der Anteil der späteren Rente am Netto-Verdienst, muss unbedingt stabilisiert werden. Im Moment sind es 48 Prozent, langfristig sollten wir eher auf 50 Prozent kommen. Das gelingt aber nur, wenn die Rentenkasse noch mehr Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt, also von den Steuerzahlern, bekommt", sagt Gewerkschafterin Tiedge. Die Politik müsse dringend handeln: Denn die Bundesregierung geht in ihrem aktuellen Rentenversicherungsbericht noch von einem Absinken des Rentenniveaus auf 44,6 Prozent bis zum Jahr 2031 aus. "Enorm wichtig ist aber auch die betriebliche Altersvorsorge. Sie ist ein großer Schutz gegen Altersarmut - gerade wenn sie fest im Tarifvertrag verankert ist", betont Tiedge. So hat die NGG tarifliche Zusatzrenten etwa in der Süßwaren- und Getränkeherstellung durchgesetzt. Immerhin gilt ab Januar, dass die Betriebsrenten nicht mehr voll auf die Grundsicherung angerechnet werden dürfen. Ein neues Gesetz garantiert hier Freibeträge. "Damit haben etwa Kellnerinnen und Bäcker im Ruhestand deutlich mehr in der Tasche - vorausgesetzt, im Betrieb gilt ein tariflicher Altersvorsorgevertrag", so Tiedge. Genau das wolle die NGG im kommenden Jahr weiter vorantreiben. Foto: privat

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