1. Selbstbewusstsein schützt vor Drogen

    Suchtvorbeugung in der Familie stößt auf großes Interesse

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    Lemgo (nr). Wie kann man das eigene Kind vor Sucht schützen? Sind die neuen Medien nur noch ein weiterer Suchtfaktor? Schützt Glücklichsein vor Sucht? Wie kann ich Vorbild sein? Der Vortrag "... und führe mich in der Versuchung" von Diplom-Sozialarbeiter Holger Nickel zu dem der Jugendhilfeausschuss ins Kastanienhaus eingeladen hatte, war Leitfaden und Denkanstoß zu mehr Aufmerksamkeit all dem gegenüber, was süchtig machen kann.

    "Es sind nicht nur Drogen, Alkohol und Tabak, die in die Sucht führen können", so der Experte. "Immer mehr Jugendliche driften in eine mediale Scheinwelt ab. Abseits jeglicher Realität bauen sie sich im Cyberspace eine eigene Identität auf. Die Gefahr, sich darin zu verlieren sollte nicht unterschätzt werden." Für viele Eltern beginnt mit der Zeit, in der ihre Kinder flügge werden, ein sorgenvoller Abschnitt. Jugendliche müssen sich selber finden und testen da ihre körperlichen und psychischen Grenzen aus. Nicht selten geschieht dies auch durch Rauschmittel. Junge Menschen sind schneller bereit, Risiken einzugehen, um sich von Erwachsenen zu distanzieren. Wie weitreichend ihre Entscheidung sein kann, ist ihnen da noch nicht bewusst. Dass sich Eltern die Frage stellen, ob die eigenen Kinder gewappnet sind, um jeder Form von Rausch widerstehen zu können, sei ein guter Weg, um Möglichkeiten zur Suchtvorbeugung kennenzulernen und umzusetzen. "Obwohl sich Jugendliche in der Pubertät von Eltern abgrenzen wollen, behalten diese immer ihre Vorbildfunktion", betonte Holger Nickel. "Junge Menschen orientieren sich an ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Ist es für Eltern selbstverständlich, sich mit sogenannten Alltagsdrogen zu umgeben? Kann man in der Familie Probleme offen besprechen? Nehmen die Eltern die Veränderung ihrer Kinder wahr? Das alles spielt eine große Rolle, denn das, was vor dem Konsum von Rauschmitteln schützen kann, ist ein starkes Selbstbewusstsein." Um die Gefahr zu wissen und maßvoll mit dem Konsum von Rauschmitteln umgehen zu können, könne mehr schützen, als alle Verbote oder Abschreckungsstrategien. Ein weiterer Schutzfaktor sei ein aktiv gestaltetes Lebensumfeld, das viele Möglichkeiten biete, um unter Gleichaltrigen zu sein. "Wer nichts mehr im Leben hat, auf das er sich freuen kann, wird sich viel schneller in eine Scheinwelt retten wollen, als jemand, der viele Freunde hat und sich zu einer Gruppe dazugehörig fühlt", sagte Holger Nickel. Wenn Eltern die Befürchtung haben, dass ihr Kind mit Rauschmitteln in Kontakt gekommen sein könnte, solle man aber nicht in Panik verfallen. Offenheit sei da besonders wichtig, miteinander reden und zuhören ein erster Schritt zu mehr Verständnis. "In unserer Zeit übt der Konsum einen unglaublich großen Reiz aus. Es gibt weit weniger Hemmschwellen. Statt unseren Kindern mit auf den Weg zu geben: Geht nicht zum Fluss, ihr könntet ertrinken, sollten wir unseren Kindern heute das Schwimmen lehren, damit sie nicht ertrinken, wenn sie hineinfallen", gab Holger Nickel mit auf den Weg.

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