Kreis Lippe/Augustdorf (rto). Laut ADAC verunglücken die meisten Zweiradfahrer in der Kurve. Grund ist oft ein falsches Verhalten und die natürliche Angst, sich weiter als 20 Grad in die Kurve zu neigen, sagt Michael Ölwich, Instruktor der Kreisverkehrswacht (KVW) Lippe e.V. Wie Motorradfahrer diese Angstgrenze überwinden und sich mit etwas Training an eine 45-Grad-Neigung heranarbeiten können, das zeigt der Fahrlehrer mit einem speziellen Krad beim Schräglagentraining der Kreisverkehrswacht. Zusammen mit den Motorradfreunden Freckenhorst aus dem Münsterland konnte "Lippe aktuell" jetzt an einem solchen Spezialtraining auf dem Gelände der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf teilnehmen.
In dem Kurs lernen selbst erfahrene Motorradfahrer die eigene Schräglagentoleranz, das Anwenden von "Stützgas”, gefahrloses Überbremsen und das Bremsen in Schräglage. Hilfreich ist dabei Michael Ölwichs Spezial-Motorrad mit zwei "Stützrädern”. Hiermit trainieren die Teilnehmer im ersten Teil der Veranstaltung, ihre Angst zu überwinden. "Es geht immer mehr als diese 20 Grad. Rennfahrer schaffen bis zu 62 Grad Neigung. Und wenn die beweglichen Teile wie Fußrasten mal den Boden berühren, ist das nicht gefährlich. Sie wirken wie Sensoren, geben den Fahrer Signale", sagt der Trainer und lässt die Teilnehmer immer wieder ihre Grenzen ausloten. Durch viel Übung ist es möglich, die Neigung des Rades samt Fahrer auf 45 Grad zu steigern. Mit dem Schräglagentrainer bietet die KVW Lippe die Möglichkeit, viele physikalische Grundsätze zu erfahren. Dazu gehört auch, die Fliehkraft und das "Stützgas” besonders nachdrücklich erfahrbar zu machen. Die Teilnehmer erleben, wie sich ein Motorrad bei einem überbremsten Vorderrad oder Hinterrad verhält – ohne ein Risiko einzugehen. Auch das Bremsen in der Schräglage wird mit dem Schräglagentrainer erprobt. Was am Vormittag mit dem Spezialrad geübt wird, wird später am Nachmittag mit dem eigenen Krad vertieft. Die Motorradfreunde aus Freckenhost jedenfalls waren sich einig: Das Training habe ihnen sehr viel gebracht, die Kursgebühr sei gut angelegtes Geld. Die übereinstimmende Meinung der Kradfahrer war, dass man so etwas wiederholen sollte. Voraussetzungen für eine Teilnahme am Training sind eine gültige Fahrerlaubnis, ein eigenes Motorrad in technisch einwandfreiem Zustand mit gültiger HU, Reifen die maximal 4 Jahre alt sind mit einem Mindestprofiltiefe von 3 Millimetern und geprüftem Luftdruck sowie funktionstüchtige Bremsen und natürlich Motorradschutzbekleidung von Kopf bis Fuß. Termine für das Motorrad-Sicherheitstraining gibt es im Internet unter "www.kreisverkehrswacht-lippe.de". Die Kreisverkehrswacht bietet auch andere Trainings für Motorradfahrer sowie für Pkw- und Lkw-Fahrer an. Sie finden ebenfalls auf dem Kasernengelände in Augustdorf statt.