1. Ein Abend mit dem sanften Engel

    Malene Kjærgård Trio überzeugt bei "A Cole Porter Tribute"

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    Detmold (rk). "Malene Kjærgård ist ganz ohne Zweifel auf dem Sprung, eine der ganz großen Jazzsängerinnen zu werden. Sie werden es lieben, ihrer Musik zu lauschen", verspricht Gastgeberin Ulrike Wahren dem Publikum des Sommertheaters. Und dann betritt die junge Dänin mit ihrer Begleitband die Bühne. Im geschmackvollen, aber schlichten, geblümten Sommerkleid. Ohne Tusch, ohne Glamour, ohne Show. Optisch entspricht sie ganz und gar nicht dem Klischee einer Jazzsängerin: Statt rassiger Jazzröhre eher sanfter Engel. Nicht schüchtern, aber bescheiden. Und das Publikum spürt: Das ist nicht gespielt – das ist echt. Das ist Malene Kjærgård, die nette junge Frau von nebenan, die uns von einem großen Musiker und Komponisten singen und erzählen will. Bevor der erste Ton erklingt, hat sie ihre Zuhörer für sich gewonnen. Und bereits mit dem ersten Lied "What is this thing called love" beeindruckt Malene mit dem Facettenreichtum ihrer makellosen Stimme. In der tiefen Lage ausdrucksstark und kräftig schwingt sie sich in unfassbare Höhen ohne das sanftweiche Timbre zu verlieren. Ihre Gestik bleibt sparsam und natürlich - diese Stimme hat es nicht nötig, sich durch optische Tricks und Showeffekte in Szene zu setzen. Zwischen den Songs charmant plaudernd, erzählt Malene in fließendem Oxford-Englisch aus dem Privatleben Cole Porters. Von großen Momenten, kleinen Begebenheiten und Anekdoten, die sich um diesen schillernden Charakter ranken. Von seiner Kindheit und Jugend inmitten der wohlhabenden High Society bis hin zu seinem tragischen Unfall beim Reiten, in dessen Folge ihm ein Bein amputiert werden musste. "Night and Day", "Anything goes", "Let’s do it", "Love for Sale" - inhaltlich weisen viele seiner Lieder auf das Liebesleben des exzentrischen Musikers Cole Porter hin. Seine Ehefrau Linda Thomas bezeichnete er als Liebe seines Lebens. Bis zu ihrem Tod ist sie ihm Stütze und Rückhalt. Aber er macht ihr mit seinen männlichen Liebhabern das Leben schwer. Homophile Neigungen waren in den prüden USA der 20er-Jahre absolut verpönt. Ein Zwiespalt, der den Komponisten antreibt zu ungeheurem Schaffen. Aber auch ein Zwiespalt, den er in seinen Liedern immer wieder thematisiert. Etwa 40 Musicals und etliche Filmmusiken hat Cole Porter geschrieben. Viele seiner Lieder wurden zu Evergreens, die bis heute unvergessen sind. Wer kennt sie nicht wenigstens ansatzweise? Und doch klingen sie bei Malene Kjærgård anders. Ihr Timbre ist absolut individuell und ihr Gefühl für Rhythmus und Harmonie lässt sie die Lieder auf eine ganz neue, bislang ungehörte Weise phrasieren. Leicht machen es ihr dabei Francesco Cigna an der Gitarre und Tobias Dall am Bass, die ihr mit höchster Virtuosität den klanglichen Teppich bereiten, auf dem die Sängerin ihre Stimme vollendet entfalten kann. Doch es ist nicht nur die zuverlässige Begleitung, die von den beiden Musikern geboten wird. Immer wieder überzeugen sie darüber hinaus durch ihr beeindruckendes Improvisationstalent. Mit "Ev’ry Time we Say Goodbye" und dem von Bing Crosby und Grace Kelly gesungenen Liebeslied "True Love" als Zugabe endet schließlich ein Konzert, das die lippische Kulturbühne um eine Facette bereichert hat. Malene Kjærgård singt was sie fühlt, fasst ihre Emotionen in Töne und schenkt sie ihren Zuhörern. Für das Publikum im Sommertheater hat die dänische Musikszene mit Malene Kjaergaard ein neues Gesicht bekommen. Ein sympathisches Gesicht. Und eine fantastische Stimme.

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