Lügde (afk). Wann immer im Jahresverlauf das Blasorchester Lügde zu seinem Jahreskonzert einlädt – ein volles Haus ist dem 42 Musiker starken Ensemble um den musikalischen Leiter Jörn Diekmann garantiert. Das war auch diesmal im Schützenhaus wieder so: Bis auf den letzten Platz waren die Stuhlreihen besetzt. Und das, obwohl es in der Großgemeinde reichlich Konkurrenzveranstaltungen gab. Alle, die dabei waren, bekamen einen Bigband-Sound in einer breiten Palette geboten, die erneut unter Beweis stellte, dass ein Blasorchester mehr als Märsche und bayerische Bierzeltmusik ausmacht. Schon allein das Motto "Wünsche werden wahr" für dieses Konzert ließ der Vielfalt Tür und Tor geöffnet, denn die verschiedenen Instrumentalregister des Orchesters hatten sich selbst für das Programm ihre Lieblingsstücke ausgesucht. Und so bot sich dem Publikum ein höchst unterhaltsames, kurzweiliges Kaleidoskop von Operette über Musical bis hin zu Hits der 80er und einem Potpourri von Phil Collins-Songs, das oft genug zum Mitsummen und Mitwippen der Füße verleitete.
Was in "normalen" Konzerten sonst seltener der Fall ist, rutschte durch das gewählte Wunschverfahren diesmal bewusst betonter in den Vordergrund: Das Trompeten- und Flügelhornregister, die Schlagzeuger und das Tuben- oder Klarinettenregister – sie präsentierten sich mit ihrer Leistungsfähigkeit jeweils in "ihren" Stücken. Ein Solo hatte mit dem Stück "Don‘t Mock Barock" die einzige Fagott-Spielerin des Blasorchesters, Anne Christina Fasse. Wahrlich einer von vielen Höhepunkten dieses Programms, das sich die meisten Besucher wohl gern noch länger angehört hätten. Natürlich fehlten auch die Märsche nicht: Gleich zu Beginn war’s das "Sambre et Meuse", später dann das altbekannte "Gruß an Kiel". Das Publikum hatte sich den "Florentiner Marsch" gewünscht und bekam diesen Wunsch selbstverständlich auch erfüllt. Irische Stücke fehlen selten im Konzert- Programm des Blasorchesters; auch diesmal war mit der "Kilkenny Rhapsody" wieder ein Ohrwurm dabei.
Unterhaltsam, humorig und informativ wie immer moderierte Jörn Diekmann, der sich nur einmal vom Dirigentenpult verdrängen ließ als David Quinkert sein Horn beim komplizierten "Phantom der Oper” gegen die Orchesterleitung eintauschte. Und wie immer hatten sich die Musikerinnen und Musiker auch diesmal wieder kleine Gags einfallen lassen, um die Stücke auch optisch noch aufzupeppen. Da waren Pickelhauben ebenso zu sehen wie Micky Maus- Ohren oder Schleifchen im Haar. Beim Ohrwurm "Rosamunde” fehlte das zünftige Anstoßen mit einem Bier nicht. Wie nicht anders zu erwarten feierte das Publikum das Blasorchester für diese wiederum sehr reife Leistung, die erst durch intensives Üben in vielen Stunden in der Freizeit möglich wurde, fast schon enthusiastisch. Kaum enden wollender Applaus, stehende Ovationen und Bravo-Rufe dankten für ein Konzert des Blasorchesters, das selbstverständlich, aber "rein zufällig", wie Jörn Diekmann augenzwinkernd erklärte, noch Zugaben parat hielt, darunter die aus Schottland übernommene heimliche "Lügder Nationalhymne" (Diekmann), das "Highland Cathedral", das selbst ohne Dudelsäcke seine Funktion als Ohrwurm nicht verliert.
Unterm Strich war’s wieder ein absolut gelungenes Jahreskonzert dieses Lügder Orchesters, das ohne Zweifel zu den besten Blasorchestern der Region zu zählen ist. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte – den lieferten die Musikerinnen und Musiker auch diesmal mit einem Qualitätssiegel ab!