1. "Alleine sind wir nicht stark genug"

    Gerhard Schröder referiert über Deutschlands Stärken und was Europa zusammenhält

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    STADTHAGEN (jl). Gerhard Schröder hat es bei seinem Auftritt im Ratskeller Stadthagen nicht nur wahlkampftechnisch krachen lassen: Der Ex-Kanzler sprach auch über "Deutschlands Rolle in Europa – Chancen und Perspektiven" und nannte drei Gründe, warum die Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Ländern stärker dastehe. Dies seien zum einen die industriellen Produktionsstrukturen, die es zu verteidigen gelte. Zum anderen liege es an der spezifischen Art und Weise, wie das deutsche Volk seine Arbeitsbedingungen aushandele, also der Dialog zwischen Arbeitnehmern, Betriebsräten und Gewerkschaften. Als letzten Punkt führte der Agenda-Kanzler den frühzeitigen Beginn des Reformprozesses in Deutschland auf.

    Dann wetterte er gegen einen möglichen Militärschlag in Syrien. Obgleich er beim Anblick der Tragödie wie jeder Wut im Bauch fühle, so der Altkanzler, mahnte er: "Was wird besser, wenn zur Bestrafung Bomben auf Damaskus und andere Städte geworfen werden? Leidet wirklich der Diktator oder leiden wieder nur Unschuldige?" Im "Zweifel nein, statt ja" – Das scheine ihm eher vernünftig. Applaus.

    Dann waren Europa und der Euro dran. Zu sagen, dass die gemeinsame Währung etwas sei, das belaste, sei "ganz falsch". Es sei kein Währungsproblem, sondern ein politisches Problem. Die Macher hätten gemeint, eine gemeinsame Währung bringe sie mit der politischen Union vorwärts. Sie hätten den zweiten vor den ersten Schritt gesetzt, in der Hoffnung diesen nachliefern zu können. "Das konnten wir aber nicht, auch nicht zu meiner Zeit", sagte Schröder und fügte hinzu: "Ich muss so diplomatisch sein, sonst würde ich sagen, es lag an den Briten." Lachen und wieder Applaus. Um der gemeinsamen Währung Stabilität zu geben, brauche es neben einer gemeinsamen Finanzpolitik, auch eine koordinierte Wirtschafts- und Sozialpolitik. Der Euro könne auf Dauer nicht funktionieren, wenn die Unterschiede zwischen den beteiligten Ländern "so riesengroß sind". Nur ein gemeinsames Europa sei wirtschaftlich und politisch in der Lage auf dem Weltmarkt mitzureden. Denn, so der 69-Jährige: "Alleine sind wir nicht stark genug." Foto: jl

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