1. Mehr als nur die Frittenbude von nebenan

    Die Stadt lädt zur Informationsveranstaltung rund um die geplante Rekommunalisierung der Stromnetze ein

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    BÜCKEBURG (nb). Miteigentümer des Stromnetzes werden oder nicht, das ist eine Entscheidung, die die Stadt und viele weitere Kommunen des Landkreises nun fällen müssen. Im Zuge der Konzernumstrukturierung will die E.ON Energie AG sich vom regionalen Versorgungsunternehmen E.ON Westalen Weser trennen und damit auch dessen bisher betriebenes Netz. Dafür stellt E.ON Energie als Mehrheitseigner seine Anteile in Höhe von 62,85 Prozent zum Rückerwerb den beteiligten niedersächsischen und westfälischen Kommunen an, die die übrigen Anteile halten.

    Innerhalb einer Informationsveranstaltung im Rathaus kamen vor Ratsmitgliedern aus Bückeburg und Bad Eilsen noch einmal die wichtigsten Fakten des möglichen Anteilskaufes auf den Tisch, bevor es in die abschließenden Beratungen geht. Jurist Wofram von Blumenthal von der Sozietät Becker Büttner Held stellte die Ergebnisse seiner wirtschaftlichen Prüfung vor, mit der seine Firma beauftragt worden war, bewertete und zeigte Chancen und finanzielle Zusammenhänge der angestrebten Rekommunalisierung auf. Zurzeit hält die Stadt Bückeburg 0,63 Prozent der Anteile an E.ON Westfalen Weser, was sie zu einem Anteil von 1,22 Prozent an der neu zu gründenden Betreibergesellschaft berechtigen würde, die die Kommunen gemeinsam bilden würden. Das Unternehmen ist mit 700 Millionen Euro bewertet. Um auf den veranschlagten Anteil zu kommen, wäre eine Investition von etwa 2,8 Millionen Euro notwendig, auch die finanziellen Anteile aus dem geplanten Verkauf des Vertriebs von E.ON Westfalen Weser werden miteingerechnet. Zum jetzigen Zeitpunkt müsste die Stadt jedoch nur zehn Prozent davon aufbringen, die als Eigenkapital vorausgesetzt sind, also 280.000 Euro. Der Rest soll langfristig, über etwa 25 Jahre, mittels einer Finanzierung bei einem Bankenkonsortium abgezahlt werden. Der anfallende Betrag von Zinsen und Tilgung soll aus der erwarteten jährlichen Rendite finanzierbar sein, die E.ON-Westfalen-Weser-Vorstandsmitglied Michael Heidkamp unter dem Strich mit 5,5 Prozent benannte. Heidkamp soll an die Spitze der zukünftigen Betreibergesellschaft übernommen werden und warb im Rathaus für eine Beteiligung. "Das hier ist mehr als die Frittenbude von nebenan", aus seiner Sicht eine lohnende und lukrative Investition für die Kommunen, die dem Haushalt trotz aller Kosten gute Gewinne bescheren könne. Er selbst habe nicht erwartet, dass E.ON den Unternehmenszweig mit seinen Netzen, insgesamt mehr als 31.000 Kilometer, so günstig anbieten werde. Sozusagen ein Schnäppchen. Letztlich bliebe nur das generelle unternehmerische Risiko. Die Nachfrage, inwieweit Investitionen für das bestehende Netz und dessen Instandhaltung zu erwarten seien, deren Kosten von der Betreibergesellschaft und demnach auch der Stadt getragen werden müssten, beantwortete Heidkamp mit "die Netze sind gut". Jährlich werde dem Unternehmen ein Qualitätsbonus gezahlt. Nun wird beraten werden müssen, ob die Stadt den Schritt wagt. Bürgermeister Reiner Brombach setzt sich für die Rekommunalisierung ein, ist bereits seit einigen Monaten in den Verhandlungen mit dem Konzern aktiv, als einziges Schaumburger Mitglied der interkommunalen Verhandlungskommission. Noch im Februar wird eine Entscheidung auf dem Tisch liegen müssen, jede Kommune, die im Besitz von Aktienanteilen ist, wird bei Interesse eine Absichtserklärung an E.ON abgeben, die aber noch keinem rechtsverbindlichen Vertrag gleichkommt. Wie es mit den Details aussieht, und ob sich hinter dem bisherigen Angebot noch irgendwelche Pferdfüße verbergen, wird sich in der Zukunft zeigen. Allgemein wird die Rekommunalisierung als Chance auf Mitbestimmung begriffen, in deren Zuge Städte und Gemeinden Herausforderungen wie etwa die Energiewende mitlenken möchten und sich natürlich auch Haushaltseinnahmen aus dem Netzbetrieb erhoffen. Die "Daseinsvorsorge" gehört für viele wieder in kommunale Hand. Auch Obernkirchen steckt gerade mitten in den Verhandlungen, hier sind die Ratsfraktionen noch uneinig. Vielen ist das Risiko noch zu unüberschaubar.

    Foto: nb

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