STADTHAGEN (wa). Ab August 2013 haben Kinder ab einem Jahr das Recht auf einen Krippenplatz. In Sachen Kinderbetreuung befindet sich auch der Landkreis Schaumburg seit mehreren Jahren in einem Umbruch. Früher gab es meist nur die Option Mutter bleibt beim Kind und der Vater geht arbeiten. Heute ist das kaum mehr umsetzbar. Im 20. Jahrhundert hat sich die Familienwirklichkeit dahin entwickelt, dass es meist nur ein Elternteil – Mama oder Papa – für ein Kind gibt.
Berufstätige Mütter und Väter sind darauf angewiesen, eine geeignete Betreuung für ihr Kind zu finden. Welche Möglichkeiten es gibt und warum diese so wichtig sind, darüber klärte Ursula Büthe vergangene Woche interessierte Bürger und Mitglieder der Wählergemeinschaft WIR für Schaumburg auf.
Büthe ist Fachberaterin für Tageseinrichtungen im Landkreis Schaumburg und kümmert sich unter anderem um Anfragen von Eltern, die eine Betreuungsstätte für ihr Kind suchen. "Viele Eltern sind überfordert", sagt Büthe und sprach damit gleich zu Beginn der Gesprächsrunde die Wichtigkeit der frühen Kinderbetreuung an. Der Stress beginne schon beim Thema Ernährung. Alles muss schnell gehen und die Kleinen werden immer ungeduldiger. Es gelte daher Mütter und Väter Schritt für Schritt an ihre Aufgaben heranzuführen. Qualifizierte private und öffentliche Arrangements zur Kinderbetreuung können eine Hilfestellung sein.
So gibt es beispielsweise die Möglichkeit einer Tagespflege, die von der Kinderbetreuungsagentur (Kiba) des Landkreises vermittelt wird. Hier betreuen Tagespflegepersonen bis zu fünf Kinder (gemeinsam mit den eigenen) bei sich zu Hause. Dies sind oft Privatpersonen, die sich für die Betreuung von fremden Kindern qualifiziert haben. Bis zu zehn Kleinkinder können dagegen bei der Großtagespflege unterkommen. Bei dieser Form der Betreuung müssen sich allerdings zwei Pflegepersonen zusammengeschlossen haben. Angemietete Räume können dabei genutzt werden. Dieses Angebot bietet beispielsweise die Kinderwohnung in Stadthagen, Seilerstraße, an.
Eine weitere etwas teurere Option ist die Anstellung einer Kinderfrau. Sie kommt direkt ins Haus und kann sich in der vom Kind gewohnten Umgebung um dessen Betreuung kümmern. Nähere Informationen zu den genannten Betreuungsmöglichkeiten gibt Antje Baumgarten unter 05721/8908257 bei der Kiba.
Um weitere öffentliche Krippenplätze einrichten zu können, investiert das Land Niedersachsen bis 2013 rund 462 Millionen Euro. Diese Regelung wurde in Absprache mit den Kommunen getroffen, da Niedersachsen vor Nordrhein-Westfalen laut einer Statistik die wenigsten Betreuungsmöglichkeiten bietet.
Bis 2016 soll sich die Versorgungsquote (Kinder unter 3 Jahren) von 32,6 Prozent in 2012 auf 35,5 Prozent steigern. Büthe sprach von einem "spektakulären Ausbau". Wenn für eine Krippe Fördergelder aufgenommen werden, binde sich die Kommune für 25 Jahre.
Die Gesellschaft und ihre Bedarfe etwa alle zehn Jahre, so Büthe. In Sachen Krippe werde es zwar zu einem Umdenken kommen, aber das Bewusstsein werde sich nicht sofort darauf einstellen. Sie rät daher allen Eltern sich Tagespflegestellen und Krippen beziehungsweise Tagesstätten vor Ort anzuschauen und nach der "Wellenlänge zu entscheiden". Die meisten Kinder zwischen einem und eineinhalb Jahren kommen laut Büthe besser mit einer Tagespflege zurecht.
"Die Kleinen kennen mehr Ich als Wir", sagt die Fachberaterin. In der Tagespflege erfahren sie eine familienähnlichere Situation als in einer großen Krippengruppe.
Für Fragen rund um das Thema Mütter im Beruf können sich Interessierte an die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft (www.frau-wirtschaft-weserbergland.de) wenden, die auch mit der Kiba zusammenarbeitet. Foto: wa