1. Kevin künftig besser im Blick haben

    Schaumburger Konferenz beschäftigt sich mit Lösungen für mehr Familienfreundlichkeit

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    LANDKREIS (nb). Kein Kind außen vor lassen, die lokale Wirtschaft stärker einbinden und neue politische Rahmenbedingungen schaffen: Die Ergebnisse der "Schaumburger Konferenz - für einen kinder- und familiengerechten Landkreis" sind praxisbezogen und lebensnah. Erziehungsexperten und Vertreter aus Politik und Wirtschaft haben sich einen Tag lang mit der Bildungs- und Betreuungssituation in Kreis und Land, den Erfordernissen und Chancen des demografischen Wandels beschäftigt. Die thematische Einführung übernahmen zwei Expertinnen anhand von Impulsreferaten, Doktor Ilse Wehrmann zum Thema "Lasst uns früher anfangen", Professor Doktor Uta Meier-Gräwe zu "Gelingensfaktoren für mehr Bildungsgerechtigkeit". "Je früher, desto besser" lautete das Anliegen der Einführungsrunde. Kinder sollen demnach bereits ab dem Zeitpunkt der Geburt betreut und gefördert werden. Neben positivem Einfluss auf die Entwicklung erspare dies laut Meier-Gräwe Land und Kommune eine Menge Folgekosten. Setzt die Kommune früh finanzielle Mittel ein, seien die Renditeerwartungen "unglaublich", im Hinblick auf qualifizierte Fachkraft oder möglichen akademischen Erfolg und damit verbundenen Einkünften und Abgaben. Eine Aufgabenstellung an die gesellschaftliche Verantwortung, der sich im Sinne von mehr Bildungsgerechtigkeit die Verwaltungsebene künftig stärker stellen muss. "Wir müssen Kevin besser im Blick haben", resümiert Ursula Büthe, Fachberaterin des Landkreises für Kindertagesstätten. Wenn es zu Hause nicht läuft, immerhin steigt die Zahl sozial schlecht gestellter Familien weiter an, müssen eben andere aushelfen. Die Referentinnen stellten sich in einer Diskussionsrunde Fragen rund um Bildung und Betreuung und nutzten das Forum, den aktuellen politischen Kurs in Deutschland zu kritisieren. "Zurzeit verwalten wir noch den Mangel", so Meier-Gräwe. Sie forderte neue Strukturen, um Kinder aus der häuslichen Isolation herauszuholen. Klassische Träger stellten sich zu wenig auf aktuelle Erfordernisse ein, der Kita-Besuch können Abhilfe schaffen. Solange würden Erziehungseinrichtungen eine Reparaturwerkstatt bleiben. "Bildung ist der einzige Rohstoff, den eine Kommune hat", betonte Wehrmann. Darin zeige sich deren wahre Familienfreundlichkeit. Kreisel hätten eine größere Lobby als Kinder: Letztere haben aus Wehrmanns Sicht schlichtweg gar keine. In fünf verschiedenen Workshops konnten die Tagungs-Teilnehmer schließlich Themen wie Bildungswahn, Qualität von Beteiligungsprozessen oder Bildungsgerechtigkeit noch einmal selbst aufarbeiten, sich mit ihnen praktisch auseinandersetzen und eigene Lösungsideen entwickeln. Kritisches gab es zu der aktuellen Situation der Kindertageseinrichtungen zu vermelden, die trotz angespannter Personalsituation mit steigenden Ansprüchen in Sachen Erziehungsarbeit konfrontiert werden.

    Das Fazit der Arbeitsgruppen wurde in einer Kurzpräsentation dargestellt. Künftige Ansatzpunkte liegen demnach in der Einrichtung einer Kindergartenpflicht, der Entscheidungsfreiheit der Eltern, ob sie ihr Kind wohnort- oder betriebsnah in einer Kita unterbringen. Entscheidend ist der Umgang mit Kindern schlechter gestellter Familien und das Binden von Qualifikation und Bildung im Landkreis. Wehrmann sieht Chancen für Veränderung: "Das geht jedoch nur mit der Wirtschaft." Stefan Tegeler, Wirtschaftsförderer des Landkreises, sicherte zu, seinerseits die Zusammenarbeit mit den regionalen Unternehmen zu vertiefen. Er wolle sich, insbesondere mit den mittelständischen Betrieben, in Verbindung setzen und diese zu Gesprächen bitten. Im Juni ist eine Zusammenkunft im Stil eines "Runden Tisches" geplant, dessen Ergebnisse die Familienfreundlichkeit in Sachen Kinderbetreuung und Bildungsinvestition wieder einen Schritt voranbringen sollen. Die Mädchen-Theatergruppe der "alten polizei", "Die Monstars", zeigte zum Ausklang zwei improvisierte Szenen, die den Alltag in Kindergarten und Grundschule lebensnah nachzeichneten.Foto: nb

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