RODENBERG (pd). Nach 35 Jahren Tätigkeit an der Stadtschule Rodenberg und 28 Jahren Fachbereichsleitung Arbeit-Wirtschaft geht Helmut Bredemeier mit dem Ende des Schuljahres in den Ruhestand. Anders als bei solchen Verabschiedungen üblich, stand bei der kleinen Feier im Lehrerzimmer der Schule nicht die Biografie des Pädagogen im Mittelpunkt, sondern seine Leistungen vor allem in Bezug auf die Entwicklung einer inzwischen kreisweit anerkannten Begabungs-Analyse, dem so genannten PS-Pro-Verfahren. Dieses hat Bredemeier zusammen mit dem außerschulischen Berater Wilfried Mühlenhoff und einem Lehrerteam entwickelt und an der Stadtschule eingeführt.
Die Leiterin der Stadtschule Rodenberg, Brigitte Naber (li.), verabschiedet Helmut Bredemeier in den Ruhestand. Auch Katja Steinbrecher und Anke Dirksen nehmen Abschied.
"Wir lassen Sie äußerst ungern gehen", bemerkte Schulleiterin Brigitte Naber ausdrücklich. Im Rahmen einer kleinen Abschiedsfeier beleuchtete sie kurz die beruflichen Eckdaten des Lehrers, der seit 1975 an der Stadtschule tätig ist. Einen breiten Raum nahm dann die Auflistung seiner besonderen Verdienste für den Bereich Arbeit-Wirtschaft ein. Und dazu zählte nicht nur die Tatsache, dass Bredemeier seit 1982 als Fachbereichsleiter vor allem für die berufliche Orientierung von Haupt- und Realschülern engagiert gearbeitet hat. Er habe Netzwerke ausgebaut, Kooperationen geschlossen, Fortbildungen besucht und über das normale Maß hinaus Qualitäts- und Methodenentwicklung betrieben. Neue Berufswahlkonzepte und -kompetenzen hätten in den vergangenen Jahren den Schulabgängern den Weg hin in das Arbeitsleben erleichtert. Oberstes Ziel seiner Anstrengungen sei immer gewesen, die Jugendlichen in ihrer Individualität zu erfassen und ihre Stärken zu nutzen. Ganz genau erinnern an die "Gründerzeiten" des PS-Pro-Verfahrens konnte sich Weggefährte Wilfried Mühlenhoff. Es sei an einem Tag im Jahr 2003 um 12.30 Uhr gewesen, dass Helmut Bredemeier bei ihm aufgetaucht sei, um die ersten Konzepte für die Begabungs- und Veranlagungs-Analyse zu erstellen. "Es gab in dieser Richtung schon vieles, aber das war leider nicht effektiv", so die Einschätzung von Mühlenhoff. In hunderten von Stunden hätten er, Bredemeier und ein PS-Pro-Team von der Fachkonferenz Wirtschaft die Eckpunkte der Veranlagungsdiagnostik zur Berufsorientierung festgeschrieben. "Das verbessert die Noten und die Motivation der Schulabgänger", so Mühlenhoff weiter.
Bredemeier konnte seinem Teamkollegen nur zustimmen. Durch das PS-Pro-Verfahren habe es in der jüngsten Vergangenheit mehr Ausbildungsverträge und wenige Abbrecher bei den Abgängern der Stadtschule gegeben. Die Vermittlungsquote sei mittlerweile bis zu sechsmal so hoch wie im niedersächsischen Mittel, verkündete Bredemeier mit etwas Stolz in der Stimme. Im Kollegium gebe es inzwischen eine Vielzahl speziell für das PS-Pro-Verfahren ausgebildete Lehrer. "Das Verfahren hat eine breite Anerkennung gefunden".
Dies bestätigte auch Anna-Maria Bornemann, Leiterin des Berufs- und Förderzentrums (BFZ) in der BBS Stadthagen. 66 Lehrer seien inzwischen kreisweit für die Anwendung des Verfahrens zertifiziert. Die von der Stadtschule ausgearbeitete Methode ist mittlerweile im BFZ angesiedelt. "Wir haben viel von Helmut Bredemeier gelernt", lobte Bornemann.
Bredemeier lobte seinerseits neben Mühlenhoff auch den ehemaligen Schulleiter Horst Asche. Dieser habe, so Bredemeier, viele bürokratische Hürden aus dem Weg geräumt, auch in den zuständigen Stellen in den Ministerien.
Schulleiterin Naber wünschte sich Bredemeier noch lange Zeit als "Senior-Partner" an ihrer Seite. Der bald im "Unruhestand" befindliche Pädagoge hat auch selbst für die Nachfolgeregelung gesorgt. Katja Steinbrecher und Anke Dirksen werden in Zukunft verantwortlich für den Fachbereich Arbeit-Wirtschaft tätig sein. Foto:pd