1. "Uns kann es ja auch mal so gehen"

    Erika Thase erhält Bundesverdienstmedaille für 42 Jahre ohne Berührungsängste

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    OBERNKIRCHEN (mr). Das ganz Besondere an Erika Thase sei ihre Unvoreingenommenheit. Ohne Berührungsängste gebe sie den sehr kranken oder im Sterben liegenden Senioren im Kreisaltenzentrum Krainhagen die Hilfe und Zuwendung, die sie genau in dem Moment benötigten. Diese Sensibilität und Offenheit sei nicht selbstverständlich, erklärte Claudia Mahnert, Ergotherapeutin des Seniorenheims. Erstrecht nicht für ehrenamtlich Tätige. Das dachte sich auch der Sohn einer Bewohnerin. Er nahm sich der Sache an. Einige Zeit später flatterte bei Thase ein Brief vom Bundespräsidenten ins Haus. Betreff: Auszeichnung mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

    "Ich dachte erst, ich habe den verkehrten Brief aufgemacht", erinnerte sich Thase noch gut an dem ersten Moment, in dem sie sich im reinen "Gefühlschaos" befand. Doch inzwischen freue sie sich riesig über die Anerkennung, die Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier ihr am vergangenen Montag ihm Rahmen einer kleinen Feierstunde mit Familie, Freunden und Kollegen überreichte.

    "Wir brauchen Menschen, die sich einmischen und mitwirken", fasste Schöttelndreier das besondere Wirken von ehrenamtlich Tätigen in der Gesellschaft zusammen. An Thase gewandt, erklärte der Landrat: "Sie zeigen, wie kleine Gesten große Wirkung haben. Wie man mit ein wenig Herzenswärme andere Menschen glücklich machen kann. Sie können anderen Mut machen, die ebenfalls einfach so, aus einem inneren Bedürfnis heraus ehrenamtlich tätig sind." Seit 42 Jahren arbeitet Thase im Besuchsdienst der evangelischen Gemeinde, seit 37 Jahren besucht sie jeden Dienstagnachmittag die Senioren im Kreisaltenzentrum Krainhagen. Sie sagt ab, wenn sie verhindert ist, denkt an jeden Geburtstag, weiß über die Krankheiten und damit verbundenen Besonderheiten Bescheid, die sie in ihren Geschenken berücksichtigt. Thase leistet Alltagshilfe. Sie spendet Trost und nimmt Anteil. Sie liest Geschichten vor. Sie regt an zu Gesprächen. Sie ist einfach nur da.

    Und möchte das mit ihren 76 Jahren noch so lange weitermachen, wie es ihr gesundheitlich möglich ist.

    Bescheiden will sie dem Landrat noch beim Anstecken der Nadel helfen. Und lässt es sich nicht nehmen, selbst die Schnittchen an ihre Gäste zu verteilen. Zu den anerkennenden Worten bezüglich ihrer Unvoreingenommenheit, sagt sie einfach nur: "Uns kann es ja auch mal so gehen." Foto: mr

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