1. Ungewisse Zukunft schafft Unsicherheit

    Sebastian Edathy (MdB) lädt Bundesarbeitsminister zu Besuch in das Jobcenter Schaumburg ein / Scholz sieht gute Perspektiven nach der Wahl

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    STADTHAGEN (ih). Verdrehte Welt: Normalerweise sind es die Mitarbeiter des Jobcenters, die Fragen zur beruflichen Zukunft beantworten. Am Dienstagmorgen jedoch stellten Ursula Rose von der Agentur für Arbeit und Michael Stemme vom Jobcenter Schaumburg stellvertretend für alle Kollegen die Frage: "Was wird aus dem Jobcenter?" Und damit aus den Beschäftigten.

    Bundesarbeitsminister Olaf Scholz war auf Initiative des Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy zu Besuch im Jobcenter Schaumburg. Mehr als 150 Beschäftigte hat die Kooperation der Bundesagentur für Arbeit und des Landkreises Schaumburg. Gemeinsam kümmern sich die Bundesbehörde und die Kommune seit gut vier Jahren um Langzeitarbeitslose. "Unter einem Dach" ist die Idee hinter dem Konzept. Erteilung von Leistungen und Vermittlung in den Arbeitsmarkt finden die Kunden des Jobcenters an einem Ort. Viele Wege und doppelte Anträge fallen weg. Den ganzheitlichen Ansatz vor Ort zeigte Michael Stemme, Geschäftsführer der Jobcenters Schaumburg dem Bundesarbeitsminister. Die Verzahnung sei dabei ein wesentliches Element. Genau die ist es aber, die das Bundesverfassungsgericht kritisiert. Die strikte Trennung von Bund und Ländern sei in den Jobcentern nicht mehr gegeben und sachliche Zuständigkeiten seien nicht geklärt. Schaffen es die Politiker nicht, bis Ende 2010 die Jobcenter verfassungskonform umzustrukturieren, wird das Modell Jobcenter aufgelöst. "Fatal" benannte Michael Stemme diese Perspektive. Rose sagte, unter den Mitarbeitern keime die Angst vor Stellenkürzungen nach der Wahl.

    Im Jobcenter Schaumburg arbeiten die Kollegen der Bundesagentur für Arbeit und des Landkreises auch gedanklich unter einem Dach. Für sie alle stehe der Kunde im Mittelpunkt. Besonderes Augenmerk liege auf der Vermittlung der jungen Erwachsenen unter 25 Jahren. In Zukunft müsste auch der Bereich der über 50-Jährigen ausgebaut werden, so Stemme. Erst durch die Erfahrung der letzten Jahre sei das Jobcenter sehr schlagkräftig geworden. Die Vermittlungsergebnisse lägen bei rund 25 Prozent. Auch die Schwachstellen benannte Stemme. Die Nachhaltigkeit der Vermittlung fehle. Die Akten der Kunden lägen nach einer Vermittlung schnell wieder auf dem Tisch. Sie verschwinden langfristig nicht, sondern würden immer dicker. Mehr Mitarbeiter seien notwendig, um das zu ändern.

    Mehr Mitarbeiter sieht auch die Vision der Betreuung von Arbeitslosen des Bundesministers vor. Es müsse ein öffentliches Verständnis erarbeitet werden, dass mehr und besser qualifizierte Vermittler höhere Vermittlungszahlen erreichten. Das Vorurteil, Arbeitslose könnten sich grundsätzlich selbst Arbeit suchen, müsse abgebaut werden. "Ich sehe die Zukunft der Jobcenter nicht so pessimistisch," sagte er. Es werde nach der Wahl Perspektiven geben, die es auch den Kommunen erleichtern, befristete Stellen in feste umzuwandeln. Wenig Konkretes also für die Mitarbeiter des Jobcenters. Doch es hat ihnen sichtlich gut getan, ihre Fragen und Bedenken auf direktem Wege loszuwerden. Foto: ih

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