STADTHAGEN. Nicht nur ein Konzert, sondern ein großes Erlebnis für Sinne und Seele bot sich den Gästen des "Akkordeon-Orchester Bückeburg 1946 e.V." unter der Leitung von Mateja Zenzerovic vergangen Freitag in der Aula des Ratsgymnasiums Stadthagen.
Mit Klängen, wie es sie wahrscheinlich nie zuvor in Stadthagen zu hören gab, wurden die Zuhörer in ungekannte Klangdimensionen entführt, von in sich versunkener Innerlichkeit bis hin zu wilden Ausbrüchen, gläserner Zerbrechlichkeit und plötzlicher Zartheit waren zu hören. Dieses wurde schon dem Publikum bei Eröffnung des Abends durch die "Suite Gothique" von Leon Boëllmann eindrucksvoll demonstriert, dem folgenden "Kaiserwalzer" von Johann Strauß (Sohn). Zuvor waren kurze Worte der Begrüßung durch den ersten Vorsitzende Dieter Plischki vorangegangen.
Nach dem Konzertwalzer des Walzerkönigs aus Wien folgte ein Solo von Zenzerovic auf einem Konzertakkordeon mit vier Stücken aus "Musica Ricercata" von György Ligeti, mit sichtbaren Genuss an der Perfektion der Instrumentenbeherrschung konnte die Künstlerin ihr Publikum für moderne Musik begeistern. Zenzerovic versteht es, dem Akkordeon besinnlich ruhige Klänge zu entlocken, die sich gleich darauf in wüste Drohungen verwandeln. Aus scheinbar heiteren Passagen bauen sich Spannungen auf, die sich explosiv entladen. Das gesamte Orchester beendete mit einer beachtlichen Virtuosität und Leidebschaft bei der Fantasie "Parlez-moi d‘amour" von Jean Lenoir und der "Music of Resurrection" von Wolfgang Kahl die erste Hälfte des Programmes.
Die Akkordeonspieler überzeugen mit abwechslungsreichem Repertoire.
Im zweiten Teil des Konzertes spielte das Akkordeon-Orchester die gesamte L‘Arlésienne Suite No. II von G.Bizet mit all Ihren vier Teilen.
Danach dürften sich die Gäste mit fünf der größten Hits von der schwedischen Band ABBA in die 70er Jahre zurück versetzt gefühlt haben. Nach dem Ausflug in die Pop-Musik bekam man "The Phantom of the Opera" in konzertanter Fassung, von den englischen Ritter der Kunst, Sir Andrew Lloyd Webber zu hören. Das Konzertprogramm schloß mit dem "Libertango" von Ástor Piazolla. Georg Radke konnte mit kurzen Kommentaren zu den einzelnen Stücken und Musikern als Conférencier in sympathischer Weise durch das Programm führen. Erst nach zwei geforderten Zugaben wurde das Akkordeon-Orchester Bückeburg von seinem Publikum entlassen.
Man hörte nur lobende Worte von einem Publikum, das von der Ankündigung im Rundfunk NDR 1 zum Konzertbesuch animiert war. So sah man Leute, die teilweise noch nie in einem Akkordeonkonzert waren oder welche die sogar spontan von weit her, z.B.aus dem Oberharz angereist kamen, um diesen Abend miterleben zu dürfen.
Bleibt zu hoffen, dass sich das in Stadthagen und Umgebung noch weiter herumspricht und dass beim nächsten großen Konzert des AOBs im Jahr 2010 in der Kreisstadt, ein noch größeres Publikum angezogen werden kann. Für die jenigen Liebhaber von Akkordeonmusik die den Abend nicht miterleben konnten, besteht die Möglichkeit, das Orchester mit Auszügen aus senem vorgetragenen Programm am Sonnabend, dem 25. Oktober im Gymnasium Bielefeld-Brackwede um 19 Uhr beim VIII. OWL-Akkordeon Festival als eröffnendes Orchester zu hören. Foto: privat